Die DVWG BV Oberrhein lud am 7. Juli 2020 zu ihrer ersten Online Veranstaltung mit dem Titel „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den ÖPNV in der Region Karlsruhe“ ein.
Da es unter den gegebenen Umständen nicht möglich war eine Präsenzveranstaltung durchzuführen, haben wir erstmalig das mittlerweile gängige Veranstaltungsformat einer Videokonferenz gewählt. Mehr als 20 Teilnehmer (davon einen Gast in Tokyo) konnten wir zu dieser Gesprächsrunde begrüßen. In zwei kurzen Einführungsvorträgen von
- Olaf Strotkötter (Mitglied der Geschäftsführung des Karlsruher Verkehrsverbund (KVV)) und
- Jürgen Kaiser (Niederlassungsleiter der DB-Regio-Bus Karlsruhe/Heidelberg)
wurde die regionale Situation der Verkehrsträger kurz beschrieben. Der lock-down im März und April führte zu drastischen Einbrüchen bei den Fahrgastzahlen. Im Straßenbahnnetz und auch bei den Busverbindungen wurde deswegen temporär mit reduziertem Takt nach einem Ferienplan gefahren, da der Schulunterricht zeitweise komplett entfiel. Die Verkehrsplaner sowohl beim Verkehrsunternehmen als auch beim Verbund mussten in sehr kurzen Abständen neue Konzepte entwickeln. Diese Konzepte dann in kürzester Zeit in Fahrplan, Fahrer- und Fahrzeugeinsatz umzusetzen war und ist eine große Herausforderung.
Die vorderen Einstiege im Fahrerbereich blieben zum Schutz des Personals bis auf weiters geschlossen. Der Fahrscheinverkauf in Fahrzeugen wurde eingestellt. Die Fahrgäste mussten vor Fahrtantritt einen Fahrschein an Automaten oder online lösen. Für die Rückkehr in den Normalbetreib begann, soweit notwendig, die Um-, und Aufrüstung der Fahrzeuge mit Schutzvorrichtungen für den Fahrer. Wie zuvor bei der Beschaffung von Desinfektionsmitteln gab es auch hier Engpässe bei den Herstellern, sodass in den Bussen mit Folien als Übergangslösung begonnen werden musste. Das Tragen von Schutzmasken in öffentlichen Verkehrsmitteln und an den Haltestellen ist Pflicht, die Abstandsregeln sind wo es möglich ist einzuhalten.
Die Fahrgastbelegung bei Bussen und Straßenbahnen liegt zurzeit (Juli 2020) noch weit unter dem Niveau vor Corona. Die Einnahmeausfälle im ÖPNV sind signifikant und können durch die Finanzhilfen des Bundes und des Landes Baden-Württemberg nur teilweise ausgeglichen werden.
Fragen aus dem Publikum adressierten in erster Linie Fragen zu Fahrgastzahlen, die Rolle des ÖPNV als systemrelevanter Leistungserbringer, finanzielle Belastungen der Unternehmen und Aufgabenträger und Änderungen im Mobilitätsverhalten der Menschen.
Inwieweit die derzeitigen Regeln die Auslastung und Wirtschaftlichkeit langfristig negativ beeinflussen, ist momentan noch nicht absehbar. Der Individualverkehr hat wieder zugenommen und wirkt sich entsprechend klimaschädlich aus. Die Pandemie wird uns mit ihren Einschränkungen noch länger begleiten. Es sind also neue Konzepte und Strategien sowohl in der Struktur als auch in der Technik für den ÖPNV gefragt.
Rolf Gerhardt (DVWG BV Oberrhein)